Kunstaktionen

13. Zyklus: TRANSITION #1

Helmut Dietz – Vanessa Henn – Anike Joyce Sadiq – Astrid Schindler
Kurator: Winfried Stürzl
Hochdruckreiniger der Superklasse
2013

Helmut Dietz

In seiner künstlerischen Arbeit setzt Helmut Dietz (*1973) gerne Materialien ein, die er im Baumarkt vorfindet und lenkt den Blick des Betrachters (oft mit einem Augenzwinkern) auf das Unerwartete im scheinbar Alltäglichen. In der Klett-Passage präsentiert der Bildhauer einen Hochdruckreiniger – ein anspielungsreicher Verweis auf die nächtlichen Reinigungsaktionen in der U-Bahn-Station. Dank der Präsentation in einer Vitrine erscheint das Objekt überhöht und zeigt sich in seiner ästhetischskulpturalen Qualität. In der Umgebung der Einkaufspassage mit ihren vielen Werbedisplays tritt jedoch eine Irritation ein: Hat der Betrachter es hier tatsächlich mit Kunst zu tun? Oder ist der Kubus nicht vielleicht doch eine Werbeplattform?

turning idle
Stahl, PVC
2013

Vanessa Henn

Treppengeländer und Handläufe stehen im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung von Vanessa Henn (*1970). Durch die Überarbeitung ihres ursprünglichen Verlaufs nach gestalterischen Gesichtspunkten und die Übertragung in den Ausstellungskontext verlieren sie ihre funktionale Bedeutung und entfalten sich als Objekte an der Grenze zwischen dreidimensionaler Zeichnung und Skulptur frei im Raum. Mit ihren gitterartigen Streben spielt die Arbeit für die Klett-Passage auf die alltäglichen Bewegungsströme an, die hier mittels komplexer Leitsysteme in ihren Bahnen gehalten werden. Indem das Objekt in den Plexiglaskubus wie hineingebogen scheint, thematisiert es zugleich die Problematik eines Ausstellungsformats im öffentlichen Raum, das sich durch selbstgesteckte Grenzen von ihm abtrennt.

Momentaufnahme
Interaktive Installation mit Video-Loop und Live-Aufnahme; Monitor, Kamera u.a.
2013

Anike Joyce Sadiq

Die Installationen von Anike Joyce Sadiq (*1985) sind Handlungsräume, die den Betrachter häufig mit seiner eigenen Wahrnehmung konfrontieren. So auch die Arbeit in der Klett-Passage. Tritt der Betrachter vor den Plexiglaskubus und schaut in die Black Box, sieht er sich selbst auf dem Monitor wie in einem Spiegel. Eine zweite menschliche Figur neben ihm scheint auf ihn zu reagieren. Doch ein Blick zur Seite macht deutlich, dass sich hier in Wirklichkeit niemand befindet. Und nach längerem Verweilen wird klar, dass sich Mimik und Gesten wiederholen. Die Künstlerin hat sich als Loop selbst in das Videobild hineingeschnitten und hinterfragt damit nicht nur die Authentizität scheinbar wahrgenommener Emotionen, sondern thematisiert zugleich das ambivalente Verhältnis zwischen Künstler und Betrachter.

Ohne Titel
Acrylglas, Tusche
2013

Erik Sturm

strid Schindlers (*1983) Raumzeichnungen entstehen häufig in einer direkten Auseinandersetzung mit architektonischen Gegebenheiten. Flächige Muster und Raster reagieren auf Wände und Fenster, suggerieren Räumlichkeit oder spielen mit dem Moment des Ornamentalen. Für die Arbeit in der Klett- Passage wurde ein Kreis aus Plexiglas schräg in den Ausstellungskubus gestellt und eine Seite mit einer unregelmäßigen Tuscheschraffur bedeckt. Die Form der Kreisscheibe nimmt durch Größe, Lage und Material Bezug auf den vorgegebenen Plexiglaskubus und lässt ihn so zu einem Teil der Installation werden. Dank der unterschiedlich reflektierenden Flächen verschränken sich Zeichnung, Installation und Umraum zu einem – vom Betrachterstandpunkt abhängigen – dynamischen Ganzen.